An manch müßigem Tag grämte ich mich
Der verloren Zeit. Doch sie war nie verloren,
O Herr. Du nahmst jeden Augenblick meines
Lebens in deine Hände.
Im Herzen der Dinge verborgen, nährst du den Samen
Zum Sproß, die Knospe zur Blüte, die reifende Blume
Zur Frucht.
Ich war müde und schlief auf müßigem Bett und
Glaubte, mein Werk vollendet. Am Morgen
Erwacht ich und fand meinen Garten erfüllt
Vom Wunder der Blumen.

Rabindranath Tagore

Herr – nimm mich auf
In Dein Schweigen –
In die Tiefen
Deiner Unergründlichkeit
Laß mich versinken –
Wo im Meer
Deiner Unendlichkeit
Aus dem Beben
Tiefster Stille
Ein neuer Stern
Geboren wird.
Laß mich mit den Kranichen ziehen
Und mit dem Lied erklingen
Der kleinen Lerche
Die sich in den Himmel schwingt
Zur Ehre und zur Freude
Des immerwährenden Frühlungs
Der das Geheimnis
Des ewigen Werdens in sich birgt.

Laß mich das Kleinste
Und Geringste sein –
Daß sich Deine Fülle
Umso unendlicher ergießen kann
Um mich.

Laß mich immerdar
In der Weite
Deines Herzens
Ruhn –
Das das Weltall
Und alles Leben
Durchströmt
Mit Licht und Liebe

NOVEMBERROSEN
SCHIMMERN IM LICHT DES VERLÖSCHENDEN TAGES
ABENDSONNE
BLITZT AUF IM KRISTALL DES EISES
VOR DEM BLICK MEINER AUGEN
ERFÜLLT ES MEIN HERZ
MIT WÄRME

RASTLOSE SUCHE
UNTER NOVEMBERHIMMEL
DORNEN IM GESTRÜPP MEINES LEBENS
SPUREN VON SCHMERZ
BERÜHREN DIE ERINNERUNG
UND ZIEHEN VORBEI

VERLÖSCHENDES LICHT IM NOVEMBER
LÄSST ROSEN ERBLÜHEN
IN UNSEREN HERZEN